Blue Waves

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00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu Blue Waves, dem Podcast für die Bau und Immobilienwelt. Erinnern Sie sich noch an Ihre Schule? Bei mir war das mehr oder minder ein großer unemotionaler Betonklotz. Und wenn ich mir heutzutage Schulen anschaue, ist das leider auch noch oft der Fall. Und jetzt stellen Sie sich mal genau das Gegenteil vor. Ein Ort, an dem Lernen nicht nur Wissen vermittelt, sondern Zukunft gestaltet.

00:00:29: Ein Ort, an dem Holz statt Beton dominiert, Sonnenenergie den Strom liefert und jede und jeder willkommen ist, ganz gleich, mit welchen Voraussetzungen. Und genau darum geht es heute. Denn Bildungsgebäude müssen viele Bedürfnisse erfüllen. Sie sind lebendiger Raum für Nachhaltigkeit, digitale Innovation und echte Teilhabe. Doch wie sieht so ein Ort konkret aus? Wie gelingt es, ökologische Verantwortung, technologische Intelligenz und soziale Gerechtigkeit unter einem Dach zu vereinen?

00:00:59: Genau darüber sprechen wir heute mit zwei Menschen, die diese Vision nicht nur teilen, sondern aktiv mitgestalten. Thomas Köhler, er ist Head of Education Science Research bei Drees & Sommer und Mario Löhrer, er ist Senior Consultant für den Bereich Real Estate und Social Infrastruktur und damit herzlich willkommen, ihr beiden und schön, dass ihr heute bei uns zu Gast seid. Ja, bevor wir ins Thema reinstarten, würde ich gern etwas Persönliches von euch erfahren und quasi mit euch zusammen mal in eure Schulzeit zurückblicken.

00:01:31: Thomas, wenn du einmal zurück denkst, was war denn dein Lieblingsort in der Schule und wie müsste dieser Ort heute aussehen, damit er die heutige Generation begeistert?

00:01:41: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, das hat sich im Laufe der Zeit immer mal wieder gewandelt. Ich erinnere mich aber immer noch sehr gerne an den Pausenhof zurück. Die Zeit, in der wir uns eben selbstbestimmt entscheiden konnten, was wir machen, wo wir das machen mit ausreichend Spielgeräten. Und ich habe einen sehr zu geteerten Platz im Kopf, auf dem das dann stattgefunden hat und kenne natürlich auch modernere Beispiele mit mehr Grün, damit er heute begeistert würde ich mir auf jeden Fall mehr Grün wünschen.

00:02:15: Das kann ich auf alle Fälle auch aus meiner Erfahrung bestätigen. Mario, wie sieht es denn bei dir aus? Du bist ja projektbedingt viel auch an Schulen und Hochschulen unterwegs, wie hättest du dir denn damals als Schüler das gewünscht, dass es aussieht, oder was hätte es vielleicht geben sollen, was du gern gehabt hättest.

00:02:32: Was ich gern gehabt hätte, wär mehr so eine Projektorientierung damals im Unterricht und das es eigene Projekte gibt, die man in der Zeit dann auch vorantreiben kann. Heutzutage gibt es das wird dann teilweise „Frei Day“ genannt. Gibt es eine Initiative, wo die Schüler selber ihre eigenen Projekte vorantreiben können, was für die Gemeinde machen und dann halt während der Schulzeit auch an diesen Projekten begleitet arbeiten können. So was hätte ich mir damals gerne gewünscht.

00:02:57: So ein bisschen mehr Entscheidungsfreiheit und auch schon ein Punkt, wo man sieht, dass es gar nicht nur um das Gebäude geht, sondern eher um das komplexe Denken auch drumherum. Ja, danke euch für die ersten kleinen persönlichen Einblicke. Lasst uns jetzt wirklich mal auch ins Thema einsteigen und erst mal so ein bisschen allgemein, weil das Thema Bildung Schule natürlich für viele von unseren Zuhörenden im Alltag greifbar ist, aber man gar nicht vielleicht so genau weiß, was dahinter steht.

00:03:22: Denn der Schulbau wird nicht nur baulich, sondern auch gesellschaftlich gedacht. Diversität, Integration und Inklusion sind zentrale Herausforderungen bei solchen Bildungsbauten. Und es geht vor allen Dingen auch um die Verknüpfung von pädagogischem, soziologischem und baufachlichem Know how mit dem Ziel, natürlich immer Lernräume zu schaffen und die digitale oder die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Thomas, mal ganz zu Beginn die Frage: Was versteht man denn eigentlich unter dem Begriff Bildung? Der ist ja doch recht weitläufig, sage ich mal so.

00:03:55: Ja, das stimmt. Viel wird über Bildung gesprochen. Warum? Natürlich, weil es am Ende die Grundlage ist, nicht nur für die eigene persönliche Entwicklung, die dadurch möglich wird, sondern auch unseren gemeinsamen gesellschaftlichen Fortschritt und damit eben auch den wirtschaftlichen Erfolg des Landes. Bildung also an sich, am Ende doch mehr als nur Wissen erwerben, so wie wir das vielleicht in der Schulzeit früher auch schon oft erlebt haben.

00:04:22: Es ist deutlich mehr. Und weil da auch immer mehr dazugekommen ist, lastet tatsächlich auf dem Bildungssektor ein sehr großer Transformationsdruck aktuell. Die Art und Weise, das hat der Mario ja eben schon gesagt, wie Wissen erfahrbar wird, wie es weitergegeben wird, das verändert sich. Die Digitalisierung hat da einen großen Einfluss drauf und verstärkt diese Transformation erheblich und stellt natürlich uns als Gesellschaft vor die große Herausforderung.

00:04:54: Insbesondere deshalb, weil in der Vergangenheit auch oft zu wenig investiert wurde und vieles eben diesen aktuellen Bedarf nicht mehr entspricht.

00:05:04: Das heißt, es ist wirklich die große Aufgabe, eben Gebäude zu schaffen, die diese Bildung, wie wir sie uns vorstellen, wie sie aber auch die Gesellschaft verlangt, zu schaffen. Jetzt gibt es ja auch so den Begriff zeitgemäße Bildung, die Bildung, optimalerweise für die Zeit, in der wir leben. Mario, was bedeutet denn das jetzt wiederum?

00:05:23: Ja, das bedeutet zum einen, dass die Schulen und Bildungsträger natürlich einen Auftrag haben, die Kinder und Jugendlichen auf das Leben vorzubereiten. Diese Teilhabe, die Thomas eben auch angesprochen hatte, zu ermöglichen. Und da ist es halt auch wichtig, dass die Unterrichtsinhalte Beispiele aus dem aktuellen Lebenskontext kommen. Das ist da wichtig, aber halt auch auf unbekannte Dinge vorbereiten. Das heißt, wir wissen ja noch gar nicht, was sie später als Beruf haben.

00:05:52: Es gibt so ungewisse Zukunft, also müssen die Schüler lernen, wie kann ich mich auf verschiedene Szenarien einstellen. Das ist ein wichtiger Punkt. Und dabei, sage ich mal, wird auch mittlerweile mehr erkannt, dass die Schüler vielleicht nicht heterogener sind als früher. Aber es ist jetzt bewusster als zu der Zeit, als ich zum Beispiel zur Schule gegangen bin. Und da gibt es halt Konzepte wie, dass man Lernbüros einrichtet oder Lernateliers, wo dann die Schüler auch zu gewissen Zeiten sehr individuell arbeiten könnten. In ihrem eigenem Lerntempo und im eigenen Lernfortschritt, dann arbeiten kann, um halt diese Individualisierung mehr Rechnung tragen zu können.

00:06:25: Da gibt es einen Begriff, der da ganz gut zu passt, den ich auch ganz gerne noch so in diese erste ich nenne es jetzt mal Begriffsklärung mit reinnehmen würde. Und zwar den Kontext, Lernumgebungen und Lern- und Lebenswelten. Weil es ja auch ganz klar weggeht von wir haben irgendwie ein ganz klassisches Klassenzimmer und da sitzen bitte alle aufgereiht, die 30 Schüler. Sollen ja schon dieses Thema Welt auch darauf einzahlt. Es soll ein Erlebnis sein und soll eben auf die Bedürfnisse, die wir auch gerade schon angesprochen hast, die individuellen einzahlen.

00:06:53: Kannst du dazu noch ein bisschen mehr sagen, was hinter diesen beiden Begriffen steht?

00:06:57: Ja, zum einen, wir sprechen deswegen auch gern von dieser Lern- und Lebenswelt, weil die Schüler und Schülerinnen ein Großteil ihrer Zeit in der Schule sind, am Tag. Mittlerweile mit Ganztagsbetreuung, Nachmittagsangeboten, sind die Kinder halt den ganzen Tag, Großteil des Tages da und deswegen muss die Schule auch zur Lebenswelt werden. Aber auch das Personal muss sich da wohlfühlen, weil nur dann kann es auch entsprechend gut auf die Kinder eingehen.

00:07:22: Und da ist halt schon wichtig, dass die Schulen auch beim personellen Entwicklungsprozess begleitet werden. Wir haben ein Beispiel aktuell in einem Projekt, wo wir schon eingestiegen sind, obwohl es noch gar nicht um den Bau ging, sondern erst mal darum, wie wollen wir in der Schule und OGS gemeinsam arbeiten? Wie sieht da der Fokus auf die Kinder aus, um dann daraus auch zu entwickeln, okay, wir haben jetzt ein gemeinsames ganzheitliches Konzept und daraus hat sich dann auch entwickelt, wir müssen die Räume gemeinsam nutzen, um voranzukommen.

00:07:51: Jetzt klingt es ja alles erst mal ganz wunderbar, dass man sich da so Gedanken zu macht. Und dennoch, Thomas merken wir, dass überall in Deutschland Bildungseinrichtungen zerbröseln. Wir merken auch, dass zum Beispiel nicht ausreichend Kräfte da sind, Lehrer, Erzieher etc. Wie gehen wir damit um? Was ist da los? Was läuft da schief? Weil es gibt ja ganz viele tolle neue Ideen, warum können die vielleicht auch gar nicht so schnell umgesetzt werden, wie es denn notwendig wäre?

00:08:16: Ja, du hast einen ganz wichtigen Punkt angesprochen. Letztendlich ist der Sanierungsstau, den wir haben, der ist enorm. Schätzungen gehen allein im Bereich der Schulen von über 50 Milliarden aus. Wir haben jetzt viel über die Schulen gesprochen. Aber es gibt ja auch noch andere Bildungseinrichtungen wie Hochschulen. Dort ist der Sanierungs- oder Finanzierungsstau noch deutlich größer, wurde kürzlich von einer Hamburger Finanzbehörde auch noch mal auf 140 Milliarden geschätzt.

00:08:43: Es ist also eine große Herausforderung, vor der wir stehen. Und das Geld an sich ist natürlich nicht das einzige Problem, sondern eben auch die personellen Kapazitäten, die eben begrenzt sind. Und lösen lässt sich das letztendlich nur, indem wir mit den vorhandenen Ressourcen umgehen und sie eben möglichst effizient nutzen. Und das passiert häufig, glaube ich, noch nicht ausreichend. Sonst wären wir beim Sanierungsstau schon weiter vorangekommen.

00:09:13: Und wenn man sich die Themen anguckt, dann sieht man ja schon, dass investiert wird, dass aber die Umsetzung teilweise sehr langwierig ist und dass wir da Veränderungen brauchen, Mut brauchen für diese Veränderung beispielsweise auch mal in alternativen Abwicklungsmodellen zu denken, Maßnahmen zu bündeln und eine strategische Roadmap zu erstellen, was wann angegangen wird und das dann entsprechend auch mit ausreichender finanzieller Substanz eben zu belegen, damit am Ende auch eine Umsetzung erfolgen kann.

00:09:48: Und wenn du von strategischem Herangehen sprichst, die Schulen sind ja häufig über die Kommunen auch gelagert. Darum welche Schule priorisieren wir jetzt? Also, wenn wir in einem Sanierungsstau sind, gibt es da schon Ansätze, dass ihr irgendwie wie so eine Art Plan aufstellt, was wird jetzt wie wann angegangen und wie sieht so was aus?

00:10:08: Ja, genauso wie du dir das eben gerade vorgestellt hast. Das ist schon ziemlich nah dran. Wir unterstützen durchaus die öffentliche Hand bei solchen Themen, wo wir uns nicht die einzelne Schulbau Maßnahme anschauen, sondern eben auch die ganze Schullandschaft, die in der Kommune eben verortet ist und dann schauen wir uns sehr genau an, in welcher Art und Weise sich die Zahlen entwickeln, der Schülerinnen und Schüler, wie sich letztendlich auch die pädagogisch didaktischen Konzepte weiterentwickeln, weil die letztendlich ja auch den Raumbedarf mit bedingen.

00:10:41: Und dann geht es darum, eben sinnvoll Maßnahmen zu bündeln und in Pakete zu schnüren, um sie dann eben möglichst effizient abzuwickeln und dann innerhalb dieser Pakete beispielsweise auch etwas freier zwischen den einzelnen Projekten mal springen zu können, um eben Themen, die durchaus beim Bauen ja vorkommen, dass sich Dinge verzögern, eben nicht direkt das gesamt Terminziel beeinflussen, sondern eben wir flexibel und agil innerhalb dieser Projektlandschaft tätig sein können.

00:11:11: Ein Punkt oder ein Gedanke, der mir jetzt auch noch dazu kommt: Es gibt natürlich die öffentlichen Schulen, aber es gibt ja auch private Schulen, die natürlich ganz andere finanzielle Mittel teilweise haben. Jetzt wäre meine Vermutung, ohne dass ich tief im Thema wäre, dass vielleicht die dann schneller in diese; wir schaffen wirklich Lernwelten/ Lernumgebungen, die wir uns vorstellen, kommen weil sie eben vielleicht andere finanzielle Mittel haben.

00:11:34: So wir eine Schere vielleicht auch da noch mal aufbauen. Ist es tatsächlich so oder ist es überhaupt gar kein Thema?

00:11:41: Ja, ich glaube, wir müssen hier ein bisschen unterscheiden von dem Bild, was wir vermutlich häufig vorfinden über private Schulen, dass es Schulen oder Träger sind, die quasi im Geld schwimmen und die Realität dann doch häufig auch etwas anders aussieht. Natürlich ist dort mehr möglich, insbesondere weil die finanzielle Entscheidung und die qualitative Entscheidungsfindung letztendlich näher beieinander sind. Aber auch hier ist natürlich das Thema, das wirtschaftlich gedacht werden muss.

00:12:16: Wenn ich dazu auch noch was sagen darf. Zudem bei den privaten Schulträgern ist es ja auch oft so, dass sie halt nicht diese andere Baustelle haben wie ein öffentlicher Schulträger, der muss halt auch vielleicht im gleichen Jahr das Feuerwehrhaus sanieren oder es steht eine neue Sportplatzanlage an oder andere Dinge, die vielleicht nicht direkt was mit der Schule zu tun haben.

00:12:35: Und der Schulträger, der private Schulträger kann sich oft sehr stark auf dieses eine Projekt Schule konzentrieren und muss seine finanziellen Möglichkeiten nicht mit anderen Projekten teilen. Und das macht da Entscheidungsfindung natürlich dann auch etwas zügiger, weil es dann nicht so viele Gremien mit ein beziehen muss. Dadurch sind die privaten Schulen manchmal nicht immer halt mit solchen neuen Konzepten etwas schneller, weil sie halt diesen kürzeren Entscheidungswege einfach haben und sich auf Bildung voll konzentrieren können.

00:13:06: Danke für die ersten Einblicke, was so die generellen Begriffe angeht und auch das Thema, was für Herausforderungen haben wir gerade vor dem Kontext Kommunen und auch staatliche und private Bildungseinrichtungen? Widmen wir uns jetzt einem Thema, was bei uns bei Drees & Sommer sehr stark in der DNA verankert ist, nämlich das Thema Nachhaltigkeit. Thomas, was bedeutet denn ein nachhaltiger Bildungsbau und wie setzen wir das auch ganz konkret um?

00:13:35: Nachhaltigkeit denken wir natürlich immer in erster Linie an die ökologische Komponente. Das heißt, wir denken an ökologisch sinnvoll Materialien beispielsweise. Bei Nachhaltigkeit denken wir sicherlich auch an die ökonomische Komponente im Sinne von einer finanziellen Stabilität. Das ist eben auch ein ganz wichtiger Faktor. Und häufig so ein bisschen unter den Tisch, fällt letztendlich die soziokulturelle Dimension der Nachhaltigkeit, die aber in Summe, also alle drei, die Nachhaltigkeit beeinflussen.

00:14:09: Und ganz wichtig ist bei der Umsetzung eines Projektes eben auch mit zu betrachten. Wir haben beim Bauen natürlich ein großes Thema bei der Nachhaltigkeit, denn der Bau und Betrieb ist letztendlich für eine ganze Reihe an Treibhausgasemissionen beispielsweise verantwortlich. Circa 40 % sind darauf zurückzuführen. Und wir haben ja also einen großen Hebel, letztendlich etwas zu verändern und besser zu machen.

00:14:34: Mario vielleicht jetzt mal in deine Richtung gefragt, weil du ja auch viel mit der konkreten Umsetzung zu tun hast. Wie macht man das jetzt konkret, Also wie setzt man die Ansprüche, die Thomas gerade beschrieben hat und die ja die komplette Bau und Immobilienwelt beschäftigen um?

00:14:50: Ja, zum einen kann man natürlich viel über die Materialwahl tun, wenn wir auf das Bauliche gucken, dass wir da nachwachsende Rohstoffe einsetzen. Viel, aber auch großes Thema, da auch wieder wie kann die Schule so gebaut werden, dass sie vielleicht auch mal veränderbar ist auf lange Sicht? Wenn sich Pädagogik weiterentwickelt, kann ich dann später im weiteren Betrieb dann noch mal Wände versetzen, vielleicht.

00:15:12: Oder auch wenn wir bei Nachhaltigkeit an, an Bestandsnutzung denken. Kann ich, bevor ich neu Bau vielleicht auch für ein offeneres Konzept, nicht die Wände alle rausreißen, aber durch Einbringung von Glasflächen dann Sichtbeziehung herstellen, die auch dann wieder modern Pädagogik da nützlich sind. Und ein anderer Punkt ist natürlich, dass so ein Gebäude dann, wenn man es nachhaltig gestaltet, auch als Lerngegenstand genutzt werden kann.

00:15:37: Das heißt, die Kinder können Nachhaltigkeit jeden Tag erleben. In den Materialien, die sie umgeben, in Konzepten auch, die in Schulen sowieso schon umgesetzt, was Recycling von Müll und so angeht, aber das dann halt auch weitergeht, bis hin zu Außenflächen, Gestaltung. Viele Themen, die da zusammenkommen, um den Schülern auch dieses ökologisch und sozial ökonomische Zusammenhänge begreifbar zu machen. Am Gebäude und halt später im Betrieb.

00:16:03: Das heißt, wir haben eigentlich durch die Umsetzung schon auch direkt einen pädagogischen Mehrwert. Gibt denn darüber hinaus jetzt außer dieses Erleben ich kann quasi in meinem Schulalltag schon anfassen, wie sich ökologisch nachhaltig anfühlt, noch weiteren pädagogischen Mehrwert dieser nachhaltigen Ansätze.

00:16:23: In der Regel so, dass diese nachhaltigen Ansätze dann auch zu einem besseren Raumklima führen. Das heißt, man fühlt sich dann schon wohler im Gebäude, im Raum. Die Luftqualität wird dadurch gesteigert und dann funktioniert halt das Lernen auch etwas besserer. Die Konzentrationsfähigkeit bleibt höher, über den Tag gesehen. Wir kennen es ja alle von selber, wenn wir uns wohlfühlen, dann nehmen wir auch eher was auf.

00:16:46: Ja und genau dieses Thema Raumklima bekommt ja gerade in Zeiten zunehmender Hitzewellen noch mal eine ganz neue Dringlichkeit. Denn was wir aktuell erleben, ist, dass viele Schulgebäude in Deutschland baulich nicht auf diese extremen Temperaturen vorbereitet sind. Es fehlt an ausreichender Dämmung, an Verschattung, an Lüftungskonzepten oder gar an Klimatisierung. Und das führt dazu, dass Unterricht bei über 30 Grad kaum noch möglich ist mit der Folge, dass immer häufiger Hitzefrei gegeben wird.

00:17:16: Für die Kinder ist es natürlich kurzfristig erst mal eine Erleichterung, aber für viele Eltern eine enorme Herausforderung, weil sie spontan Betreuung organisieren müssen und natürlich auch der Unterricht, die Lerninhalte, dann fehlen. Und diese Situation zeigt sehr deutlich, wie dringlich wir Schulgebäude brauchen, die auf veränderte klimatische Bedingungen reagieren. Und zwar nicht nur mit technischen Lösungen, sondern auch mit intelligenten architektonischen Konzepten. Mario wie kam denn genau dieses Thema bei Neu und Bestandsbauten mitgedacht werden?

00:17:48: Denn die Situation ist wirklich extrem. Mittlerweile sind Eltern teilweise selbst bereit, Klimageräte zu organisieren, die von den Schulen aber meist abgelehnt werden. Wahrscheinlich weil sie auch gar nicht für die Größe des Gebäudes ausgelegt sind, könnte ich mir vorstellen. Welche Maßnahmen gibt es also, die nachhaltig? Aber vor allen Dingen auch kurzfristig umsetzbar sind?

00:18:07: Kurzfristig ist halt relativ schwer architektonisch etwas umzusetzen, weil man dann ja ans Gebäude angreift und so das sind kurzfristige Maßnahmen, leider schwer, aber wir würden erst mal aufs Gebäude schauen. Da sind wir gerade bei Projekten dabei, wo wir auch Totalunternehmer Verfahren haben. Dieses Kriterium, das nennt sich das Kriterium des sommerlichen Wärmeschutz, einzuführen bei der Begutachtung und Bewertung von Angeboten.

00:18:31: Und da geht es darum, diese über Temperatur Grad Stunden zu vergleichen bei den Angeboten. Und das ist ein Maß für die Anzahl an Stunden oberhalb einer bestimmten Temperatur, die sich je nach Klimazone auch ändert. Wie oft die halt im Jahr überschritten wird, kann man sich so vorstellen, zum Beispiel für die Stadt Köln, da wäre das dann 26 Grad und wenn die halt mit drei Stunden am Tag drei Grad drüber liegt über diesen Schwellenwert, dann wären das zum Beispiel neun Übertemperatur Grad Stunden.

00:19:01: Das ist so ein Messwert, den man ansetzen kann, um auch die Unternehmer oder die Anbieter dazu zu bringen, die Gebäude resilienter gegenüber sommerlicher Aufheizung zu machen. Das heißt, damit setzen wir gemeinsam mit den Bauherren dann Anreize, Gebäude so zu planen, dass es im Sommer nicht mehr so stark und schnell aufheizen und nachts besser auch wieder abkühlen. Da gibt es bestimmte bauliche Ansatzpunkte, die da auch schon genannt das aus dem Architektonischen zum Beispiel in einem Gebäude inneren Speicher Massen zu aktivieren.

00:19:32: Das heißt, wenn wir Beton Decken haben, die können auch quasi die Kälte etwas speichern. Funktioniert aber nicht, wenn die total abgehangen sind. Das heißt, sie müssen dann teilweise Flächen haben, die dann frei sind, die dann nachts sich abkühlen können. Und in der Nacht Auskühlung kann man halt über einen erhöhten Luftstromwechsel über die Lüftungsanlagen realisieren.

00:19:53: Das aber auch eine Optimierung von Fensterpflicht in Größe und Art der Verglasung, vor allem mit Thermoverglasung. Aber auch wo habe ich große Glasflächen am Gebäude? Vielleicht kann ich das so gestalten, dass weniger stark die Sonne darauf direkt aufscheint. Das heißt, ich bringe außen Verschattung an, entweder zum Beispiel überhängende Balkone, mache oder aber halt auch für Schattungsanlagen, die dann auf und zufahren, je nach Sonneneinstrahlung.

00:20:18: Das sind so Punkte, die ich architektonisch da zum Beispiel an so einem Gebäude machen kann. Und das lässt sich halt auch in der Planung schon detaillieren und auch über eine thermische Simulation nachweisen, das heißt, die Angaben sind dann auch bewährt. Und dann halt natürlich auch Dämmung vom Gebäude. Ist auch dann so ein wichtiger Punkt und da ist halt immer so ein bisschen, auch wenn wir oft über Klimaanlagen sprechen, da muss natürlich gewährleistet sein, okay, wo kommt denn dann der Strom für die Klimaanlage her, wenn wir sage wir wollen Nachhaltig sein.

00:20:47: Verursacht natürlich auch wieder Kosten in der Wartung, im laufenden Betrieb, dass es halt nicht mit einer Einmalausgabe gewesen. Okay, wird einmal Klimagerät angeschafft und dann kann das laufen. Sondern das sind halt Dinge, die natürlich den Bauherren dann auch umtreiben, die man halt genau jedes Mal abwägen muss. Aber ein wichtiger Punkt ist natürlich die Außenraum Gestaltung. Wenn man eine große Betonfläche hat, wie teilweise halt bei vielen Bestandsschulhöfe noch aussehen ist natürlich pflegeleicht aus der Sicht, eigentlich dass, aber die heizen sich dann natürlich auf.

00:21:18: Also schon hohe Hitze um das Gebäude drum herum und wenn ich die halt auflöse, da mehr Grünflächen rein bringe, aber auch Verschattung durch Bäume oder außen liegende Sonnensegel dann angebracht werden, um Flächen da zu verschaffen, das trägt natürlich auch wieder dazu bei, dass das Klima um das Gebäude herum auch besser wird. Zusätzlich kann ich natürlich auch Dachflächen begrünen, damit wir halt generell auch vor allem im urbanen Raum schaffen, mehr Flächen zu entsiegeln und da halt auch Beitrag dazu leisten, dass sich die ganze Umgebung dann gar nicht mehr so aufheizt.

00:21:50: Spannend, dass es eigentlich viele Maßnahmen gibt, die sozusagen gerade auch bei Zeit Thema Nachhaltigkeit dann einzahlen. Das heißt, ich habe nicht nur diesen Temperatur Kühlungseffekt, sondern eben auch direkt diesen positiven Effekt von der Umwelt. Gerade wenn ich eben vielleicht ein Bestandsgebäude habe und nicht alles technisch nachrüsten kann. Mario jetzt hast du quasi schon ganz viel in der Theorie und auch schon einige technische Beispiele genannt.

00:22:17: Lass uns aber mal ein Projekt ganz konkret anschauen. Du hast den Neubau des Wilhelm Hausenstein Gymnasiums vor Ort angesehen. Es ist ein Projekt, was genau solche Herausforderungen berücksichtigt hat. Wie wurde denn dort ganz konkret auf die steigenden Temperaturen reagiert und welche baulichen Maßnahmen wurden umgesetzt, um ein angenehmes Lernklima zu schaffen? Auch im Sommer.

00:22:40: Beim Neubau des Wilhelm Hausenstein Gymnasiums wurde halt stark auf natürliche Materialien und ein angenehmes Raumklima geachtet. Und da vor allem wenn man die Außenfassade sich ansieht. Wir haben eine Holzfassade, die halt nicht nur der Optik dient, sondern auch dem passiven Sonnenschutz. Dadurch kriegen wir eine Verschattung auf die Fenster, je nach Sonnenstand. Aber zusätzlich gibt es halt auch ein natürliches Belüftungssystem mit einer mechanischen Abluft.

00:23:04: Das heißt, nachts können Flügel in den Klassenräumen zum Beispiel geöffnet werden und dann durch mechanische Abluft für es dazu, dass viel kalte Luft von außen in das Gebäude bringt, dadurch sich auch die Speichermassen im Gebäude dann auch abkühlen können und dadurch halt aber auch der Energieverbrauch gering wird, weil wir halt keine aktive Kühlung so gesehen im Gebäude haben. Was auch wichtig ist, wir haben vor allem im Erdgeschoss gibt es eine Begrünung der Außenwand Fassade und die sorgt halt auch nicht nur für Biodiversität, sondern auch dafür, dass frische Luft entsprechend sich anfühlt und das Gebäude da auch gekühlt wird vor allem außen oder sich halt erst gar nicht so aufheizt an den Tag und die Schüler sich so auch im angenehm Umfeld wohl finden.

00:23:45: Ganz ohne Klimaanlage. So, jetzt gibt es noch eine PV Anlage da, wo wir dann auch wieder nachhaltig die Energie, die ja doch benötigt wird, erzeugen können. Was aber bei dem Bau ganz interessant ist, ist dieses Gebäude liegt halt in einer für die Stadt München wichtigen Kaltluftschneise, das heißt das Gebäude je nach dem wie das gebaut worden wäre, hätte diese Kaltluftschneise behindert.

00:24:05: Und so gibt es halt eine sehr charakteristische Form für dieses Schulgebäude sind vier oval förmige Baukörper. Muss man sich vorstellen, wenn man von oben drauf kuckt, dass es ein bisschen so aussieht wie ein vierblättriges Kleeblatt von der Form her. So sind die auch zueinander angeordnet. Und allein durch diese durchlässige Anordnung der einzelnen Baukörper und die gerundete Form ist es ideal, dass dieser Kaltluftstrom um die Gebäude strömt.

00:24:28: Das heißt, der Kaltluftstrom wird nicht behindert, wird, kann weiterhin in die Stadt reinfließen, die Stadt abkühlen, aber vor allem die Gebäude werden dadurch auch abgekühlt und das wurde auch in dem Wettbewerb über Klimamodelle aufgezeigt und die Auswirkung unterschiedlicher Bauformen auf die Luftzirkulation schon im Vorhinein untersucht und dadurch haben wir da eine sehr gute Kühlung auch für die Schulgebäude an sich.

00:24:51: Total spannend, weil man sich ja dann wirklich auch den Standort der Schule, den man ja häufig nicht ändern kann, wirklich analysiert und schaut, wie können wir uns den auch zunutze machen? Ja, Mario, was du gerade beschrieben hast, zeigt sehr gut, wie durchdachte Architektur, der Standort, aber auch die Materialwahl ganz konkret auf aktuelle Herausforderungen wie Hitzewellen reagieren können und dabei gleichzeitig ein angenehmes Lernumfeld geschaffen wird und auch vor allen Dingen auf Nachhaltigkeit geachtet wird.

00:25:20: Und wenn wir jetzt noch einen Schritt weiterdenken, geht es ja nicht nur darum, wie wir heute bauen, sondern vor allen Dingen auch, wie wir in Zukunft beim Bauen mit den Ressourcen umgehen, die wir zur Verfügung haben. Thomas, ein Teil von Drees & Sommer ist seit 2019 ja EPEA ein Unternehmen, das sich intensiv mit Cradle to Cradle Design Prinzipien und der Circular Economy beschäftigt.

00:25:42: Wie lässt sich denn dieser Ansatz der Kreislaufwirtschaft, wie man auch sagt, konkret im Bildungsbereich umsetzen? Und gibt es bereits Beispiele, wo Materialien so eingesetzt werden, dass sie auch nach der Nutzung wiederverwendet oder recycelt werden können?

00:25:56: Ja, auch da gibt es natürlich schon sehr positive Beispiele, wo letztendlich nicht in einer Herstellung und Verwertung im Sinne von Wegwerfen gedacht wird, sondern eben der Kreislauf Gedanke, dass eben Materialien wiederverwendet werden, schon vorherrscht. Also es gibt Beispiele. Cradle to Cradle ist natürlich etwas, was erklärt werden muss. Das merken wir immer wieder in den Projekten, dass ein Material, was vorher in einem anderen Gebäude beispielsweise eingesetzt wurde, dass das noch immer Qualitäten hat, die es erlauben, entweder in derselben Beschaffenheit oder auch in einer anderen, auch aus ökonomischer Perspektive wiederverwendet zu werden.

00:26:40: Das ist ein ganz wichtiges Thema. Und mit EPEA und den dort vorangetriebenen Themen sind wir inzwischen auch in der Lage, so etwas beispielsweise zu berechnen und auch zu dokumentieren. In einer circularity passport zum Beispiel, in dem alle Informationen, die für die Planer, Fachleute, Architekten letztendlich relevant sind, um Entscheidungen zu finden. Beispielsweise ob Materialien wiederverwertet werden können, eben auch die langjährige Nutzung eines Gebäudes und die Nachnutzung letztendlich der dort eingebauten Materialien ermöglichen.

00:27:17: Das zeigt auch sehr schön, wie ganzheitlich heute gedacht werden muss. Nicht nur beim Bau selbst, sondern auch bei der Frage, was mit Materialien nach der Nutzung passiert. Und wenn wir über Zukunftsfähigkeit sprechen, dann kommen wir neben Nachhaltigkeit an einem weiteren großen Thema natürlich nicht vorbei. Nämlich Digitalisierung. Sie verändert nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern auch die Art, wie wir lernen, lehren und Schulräume gestalten.

00:27:44: Und wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, wo noch Overheadprojektoren im Einsatz waren, sind wir da heute schon auf jeden Fall ein Stückchen weiter. Ich stelle mir aber mittlerweile die Frage, wie viel davon ist denn sinnvoll, wenn ich sehe, dass alle mit Bildschirmen vom Laptop dasitzen und parallel ihr Handy in der Hand haben? Thomas, wie verändert denn Digitalisierung den Campus und welche Chancen entstehen dadurch?

00:28:08: Aber auch ganz klar die Frage, wie viel Digitalisierung braucht und verträgt der Bildungsraum überhaupt?

00:28:14: Ja, es wird ja auch aktuell sehr stark wieder debattiert darüber, wie viel Digitalisierung letztendlich im Schulbereich tatsächlich der richtige Ansatz ist. Man kann sicherlich festhalten, dass es die eine Lösung am Ende nicht gibt. Man muss immer wieder darauf schauen, wo Digitalisierung letztendlich den Lernerfolg verbessern kann. Ich glaube, das ist eine ganz wesentliche Prämisse, dass letztendlich solche technischen Themen wie funktionierendes WLAN oder eine zeitgemäße Präsentationstechnik im Bildungsneubau inzwischen Standard sind.

00:28:47: Das darf man durchaus so als gegeben ansehen. Aber damit es eben modern oder zukunftsfähig wird, muss eben auch Lerninhalt, das heißt das pädagogisch didaktische Konzept auch mit der Technik in Einklang gebracht wird. Und deswegen ist es ganz wichtig, letztendlich auch in den frühen Planungsphasen von einem Projekt eben nicht nur den Auftraggeber mitnehmen, sondern eben auch gerade die, die es am Ende nutzen, also die Schülerinnen und Schüler genauso wie das pädagogische Personal.

00:29:22: Und letztendlich kann Digitalisierung sehr viel ermöglichen, vor allem ein sehr individualisierten Zugang zu Wissen und dem Lernprozess. Und ich glaube auch, dass es hier noch sehr große Chancen gibt.

00:29:37: Bin ich voll bei dir? Also ich habe da irgendwie direkt dieses Bild im Kopf, wenn zum Beispiel ein Schüler bricht sich ein Bein, kann ich in die Schule, dann kann er heute digital dazu geschaffen werden, wahrscheinlich. Ich musste mir früher noch über fünf andere Leute irgendwie die Hausaufgaben zusammensammeln. Da sind wir heute wahrscheinlich weiter. Und gleichzeitig haben wir ja auch gesehen mit Corona hat sich natürlich viel verändert.

00:29:57: Die Schulen mussten auf einmal sich umstellen und gleichzeitig war es auch so, das habe ich zumindest im Kontext auch von Freunden mitbekommen, die Schüler und auch die Studierenden vielleicht gar nicht so happy damit waren, weil sie auf einmal halt alleine da saßen. Jetzt ist das natürlich nicht mehr der Fall. Wir haben aber die Strukturen geschaffen. Was gibt es denn für ganz konkrete Fälle, Mario, wo Digitalisierung helfen kann, Barrieren abzubauen, Inklusion zu fördern, also gerade eben was voranzutreiben.

00:30:26: Ich glaube, leider ist es nicht so, dass wir überall an Schulen entsprechend ausgestattet sind. Aber die meisten. Aber ich glaube, überall ist man auf dem Weg. Und ja, mit digitalen Tools lassen sich halt vor allem auch teilweise physische und sensorische Barrieren überwinden. Wenn wir an Personen da denken ist, dass man Screenreader einsetzt, paar Ausgaben hat, wo dann auch Kopfhörer direkt genutzt werden können oder halt mit Untertiteln in Videos zum Beispiel arbeitet.

00:30:52: Das ist ja heutzutage wenn man bei vielen Bildungsplattformen als Ersteller was einstellt. Das ist ganz wichtig, dass dann auch direkt schon entsprechend barrierefrei dann diese Dinge mit erstellt werden oder auch dann für Lernschwierigkeiten oder halt Unterrichtsmaterial in einfacher Sprache schneller zur Verfügung zu stellen. Ich war auf der Messe, auf der LearnTec wurden schon auch wieder Dinge gezeigt, wie Unterrichtsmaterial dann digital mit KI Unterstützung dann für bestimmte Inhalte leichter vorbereitet werden.

00:31:19: Also das Lehrpersonal wird durch digitale Tools auch in seiner Vorbereitung unterstützt, nicht nur für die Unterrichtsdurchführung und kann da halt auch eher für Teilhabe dann halt den verschiedenen Personen dann gerecht werden, die mit ihren verschiedenen individuellen Fähigkeiten dann da halt auch sitzen. Aber halt das Beispiel mit dem gebrochenen Bein, genau diese Teilhabe einmal aus gesundheitlichen Gründen oder aus sonstigen sozialen Gründen.

00:31:45: Das ist halt technisch möglich, genau diese barrierefreie Mobilität auf dem Campus zu haben oder halt auch an digitalen oder hybriden Lehrveranstaltungen teilnehmen zu können, egal wo man gerade ist.

00:31:58: Jetzt technisch möglich ist schon mal gut, wenn auch noch nicht überall. Jetzt ist natürlich auch die Frage auch sinnvoll. Und Thomas du hast es schon angesprochen, es gibt viele Möglichkeiten, aber man muss halt auch schauen, wie passt es dann irgendwie individuell zusammen? Jetzt steht natürlich die Frage im Raum Lernen wir in Zukunft irgendwie alle nur noch im virtuellen Raum?

00:32:17: Und ein Gedanke, den ich dazu habe, ist natürlich ist es überhaupt sinnvoll? Weil Schule oder auch Hochschule natürlich den Bildungsauftrag hat, aber ja auch den sozialen Faktor, also den Austausch miteinander, das Lernen. Wie gehe ich mit Menschen um, die unterschiedliche Herausforderungen mitbringen? Von daher würde ich jetzt von dem, was ihr bisher berichtet habt, eher sagen: Nur noch im virtuellen Raum wird nicht passieren.

00:32:39: Aber wie siehst du das Thomas?

00:32:41: Ich kann es mir also technisch vorstellen, dass wir natürlich in einer virtuellen Welt herumlaufen, als Avatare und Dinge entdecken. Da gibt es ja auch schon Beispiele, die gezeigt werden. Aber ich kann mir nicht gut vorstellen, dass solche Systeme eine Schule beispielsweise auch als sozialen Ort komplett ablösen. Denn diese Interaktion im virtuellen Raum und in der realen Welt sind doch zwei sehr verschiedene Dinge und du hast es ja auch schon angesprochen Bildungsauftrag enthält auch eine soziale Komponente und es ist ganz wichtig, in der realen Welt miteinander auszukommen.

00:33:21: Und deswegen bleibt dieser Mensch-Mensch Kontakt am Ende wichtig auch im Lernprozess. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass virtuelle Welten letztendlich dazu beitragen, dass wir Dinge besser visualisieren können, die vorher jemandem, der sich das vielleicht nicht so vorstellen konnte, dass sie dabei helfen können. Ich glaube aber, dass letztendlich für das Lernen, dieses Austauschen und darüber Sprechen miteinander sprechen ein ganz wesentlicher Faktor ist.

00:33:53: Und wir alle sitzen ja immer mal wieder in virtuellen Veranstaltungen und merken doch auch sehr schnell, wie die Technik da noch an ihre Grenzen kommt und wie ganz anders ein Gespräch auf dem Flur beispielsweise abläuft und deshalb kann ich mir zwar vorstellen, dass das Lernen in virtuellen Räumen zunehmend einen größeren Einfluss haben wird, dass es aber die Schule vollständig ablöst als sozialen Ort, das kann ich mir nicht vorstellen.

00:34:22: Es wird wahrscheinlich einfach ein bisschen mehr Flexibilität bringen. Ihr habt gerade schon mit dem Thema Barrierefreiheit einen Punkt angesprochen, der generell für dieses Thema Soziales System, Schule oder auch Hochschule Bildung insgesamt sehr wichtig ist, nämlich das Thema Diversity und Inklusion. Was bedeutet es denn, Mario im Schulbau ganz konkret und wie wird es umgesetzt? Jetzt gar nicht nur im digitalen Raum, da, wo wir wirklich über digitale, barrierefreie reden, sondern auch wirklich im Leben, sage ich mal im Alltag. Da geht es natürlich um so was wie Rollstuhlrampe, aber auch noch viel mehr.

00:35:00: Ja, genau, das ist ein sehr wichtiges Thema. Vor allem nicht nur Rollstuhlrampen oder automatische Türen, barrierefreie Parkplätze. Das sind so Dinge, die wir hier kennen. Dann gibt es auch Leitsysteme für Sehbeeinträchtigte. Aber es geht ja vor allem bei Inklusion um Teilhabe, also gleichberechtigte Teilhabe, vor allem gleichberechtigt den Zugang zu den Gebäuden, zu Bildung. Und dazu gehören dann aber auch barrierefreie Spielgeräte, wo auch eingeschränkte Personen dann halt genauso Freizeiterfahrung in den Pausen dann haben können.

00:35:32: Dass die Kinder sich da mitgenommen fühlen und nicht nur alle gehen auf das Klettergerüst und ich muss in meinem Rolli jetzt leider vor dem Sand stehen bleiben, dass das verbessert wird, dass diese Dinge da auch bei den Raumkonzepten halt auch im Außenraum das Ganze mitgedacht wird. Und man muss sich das halt auch so vorstellen, dass das auch unterschiedlich ist. Zum Beispiel für hör beeinträchtigte Kinder ist eine Glasscheibe wie eine offene Wand, wenn man an einer entsprechenden Schule, einer Förderschule oder einem Förderzentrum.

00:36:00: Da muss Schule halt dann wieder ein bisschen anders gedacht werden, weil die sagen, wenn wir zu viel Glasflächen haben und mit Gebärdensprache uns unterhalten, dann ist das für die Kinder auch eine Ablenkung oder das ist dann halt, als wäre es ein offener Raum für die. Und das sind Dinge, die man halt vor allem bei diesen spezialisierten Schulen oder wo man, sag ich mal, die Anzahl der Schüler in dem Bereich höher ist, dann auch wieder bedenken muss, dass wir da halt immer individuell gucken müssen, auch in Gebäuden, wenn wir dann an Beleuchtung oder so denken.

00:36:27: Auch dass die anpassbar ist, je nachdem, welches Schülerklientel wir dann auch da haben. Und heutzutage spielen so Dinge wie ein Pflegebad, das schon fast Standard, dass das beim Neubau auf jeden Fall mit eingerichtet wird.

00:36:40: Mario, eine ergänzende Frage, die ich dazu noch habe, weil du es gerade angesprochen hast. Das Thema Förderschulen. Zu meiner Schulzeit vor irgendwie 20 Jahren, war es tatsächlich so, dass wenn die Kinder Einschränkungen hatten, dass sie eben auf diese Förderschule geschickt wurden. Und jetzt sind ja die normalen Schulen auch immer mehr für solche Bedingungen gerüstet. Merkt man deswegen, dass es auch immer mehr Schulen gibt, die eben komplett inklusiv und als gemeinsame Schule fungieren?

00:37:08: Also gehen die Schulgebäude und auch die Ansätze immer mehr in die Richtung oder bleibt die Trennung noch weiter so bestehen, weil es einfach noch gar nicht so möglich ist, beides zusammenzuführen?

00:37:18: Es geht schon dahin, dass die Schulgebäuden das mehr ermöglicht, den gemeinsamen Unterricht auch. Aber man muss halt immer auf das einzelne Kind schauen. Was ist für das Kind das Beste? Kann ich das Kind auch in so eine gemeinsame Lernumgebung mit allen Schülern mit einbringen. Also, dass das Kind auch da dann seine eigenen Fortschritte macht oder ist das Kind dann nicht doch besser an der spezialisierten Einrichtung wie der Förderschule besser aufgehoben, weil da halt das Personal auch entsprechend geschult ist?

00:37:45: Neben dem Gebäude, sozusagen dem technischen Teil auch immer die Sache. Was habe ich für eine Organisation vor Ort und dazu zählt das Personal. Und dann kann ich halt bei bestimmten Förderbedarf an einem Förderzentrum viel besser auf die Kinder eingehen und die entsprechend fördern, als ich das vielleicht zumindest Stand jetzt an den meisten Schulen des gemeinsamen Lernens dann bewerkstelligen könnte.

00:38:04: Also das ist sehr individuell muss jedes Kind muss einzeln betrachtet werden und da muss man schauen, welche Möglichkeiten gibt es dann auch in der Umgebung, wo man wohnt.

00:38:12: Jetzt haben wir ja schon festgestellt, wir haben also einerseits die Schüler als Nutzer, ganz konkret, wir haben natürlich die Lehrer, die entsprechend auch vorbereitet werden müssen. Wie bauen sie Unterricht auf? Wir haben also viele unterschiedliche Stakeholder, das waren ja jetzt nur zwei. Wie gelingt es denn, pädagogische, gesellschaftliche und bauliche Anforderungen dann auch in so einem Projekt in Einklang zu bringen?

00:38:34: Na, das ist immer genau die große Herausforderung. Da geht es vor allem darum, dass die Ziele frühzeitig erarbeitet und klar kommuniziert werden. Heißt sobald ich in der Planung einsteige, dass das schon klar ist. Deswegen ist dieser partizipative Prozess am Anfang wichtig, dass ich ein Bewusstsein für alle schafft, vor allem für Inklusion. Was bedeutet das eigentlich? Nicht nur einfach okay, ich muss dann eine sonderpädagogische Fachkraft einstellen, sondern dass das halt viel mehr beinhaltet.

00:39:01: Welche Barrieren muss ich dafür abbauen in meinem Gebäude, vor allem, wenn ich Bestand weiterentwickeln will. Und da ist es halt wirklich ganz wichtig, frühzeitig in der Kommunikation mit den ganzen verschiedenen Stellen zu sein und dann halt auch entsprechende Stellen mit ein zu bringen. Gibt es bei der Kommune, die der Schulträger ist, eine Stelle für Chancengerechtigkeit und Diversität muss, dann sollte ich die frühzeitig einbinden, dass auch dieses auf Schulträger Seite fahrende Fachpersonal dann auch frühzeitig miteingebunden wird.

00:39:29: An den richtigen Stellen. Dass es da ist in so einem Prozess, dass das frühzeitig ist und dann weiß der Architekt auch, wie er planen kann und darf und an welche Stellschrauben er sich halten sollte.

00:39:42: Und auch da fände ich schön, wenn wir noch mal so den Blick in die Praxis machen. Ich kenn ein Projekt, an dem du beteiligt warst, nämlich die Gemeinschaftsschule in Filderstadt. Kannst du dazu noch mal konkret sagen, was ihr da gemacht habt? Auch vielleicht einerseits bei den Außenanlagen und andererseits auch bei den Innenräumen. Also wenn wir so an Inklusionsräume auch denken.

00:40:02: Also ich selber aber nicht direkt an dem Projekt beteiligt. Das haben die Kollegen gemacht. Aber ich kenn das Projekt sehr gut, weil ich mir das auch als Best Practice einmal angesehen hatte. Und genau da geht es darum, dass der ganze Campus entwickelt wurde. Auch die Außenanlagen sind entsprechend barrierefrei gestaltet, mit verschiedenen Podesten und Rampen. Dass da alle Schüler sich entsprechend im Gebäude und außerhalb von Gebäude bewegen können.

00:40:24: Es gibt für sie dementsprechend den Fußweg außenläufige Balkone, wo dann aber auch für das Thema Nachhaltigkeit mit reingebracht wurde, da hier dann zum Beispiel Außenbeete vor den Klassen direkt sind, so dass auch dieser Naturpunkt da direkt mit drin ist. Entsprechend sind Räume auch akustisch gedämpft, was zum Beispiel nicht nur divergente Kinder mit Autismus da im Gebäude hab.

00:40:46: Auch so aus diesem Spektrum heraus, die sich besser da zurechtfinden. Es gibt einen sogenannten Snuselraum, der extra dafür angelegt wurde mit einem Wasserbett und sprechenden Dingen. Und wenn alle Schüler diese ruhigen Phasen brauchen, sich da halt dann wieder beruhigen können.

00:41:02: Das ist total spannend. Zu hören ist wirklich, es könnte nicht entfernter sein von dem wie früher meine Schule war, glaube ich. Lasst uns zum Ende noch einmal so ein bisschen zusammenfassen beziehungsweise auch einen Ausblick geben. Und zwar, wenn ihr jetzt euren persönlichen Wunsch für den Campus, die Schule, die Hochschule der Zukunft einmal quasi den Zuhörenden mitgeben könntet, wie würde der aussehen?

00:41:30: Wir haben jetzt schon natürlich einen Stand, der sich weiterentwickelt hat. Aber wie wäre euer Zukunftswunsch, wenn die Fee vor euch stehen würde Thomas?

00:41:39: Ja, ich habe viele Wünsche und möchte mich am Ende vielleicht nicht mit einem begnügen, sondern mit zweien. Ich glaube, ein Punkt, der heute rausgekommen ist, der immer trotz des allgemeinen Wissens darüber aber immer wieder wiederholt werden muss, ist, dass wir, die Nutzer, im Mittelpunkt stehen haben müssen bei der Planung und bei der Realisierung. Nicht sich nur am Anfang mit ihnen Gedanken machen, sondern sie auch in den Prozess einbinden und bei der Realisierung auch begleiten.

00:42:07: Und so sicherzustellen, dass die Gebäude denen nutzen, die am Ende da ihren fast kompletten Alltag drin verbringen müssen. Und das andere Thema, was mir sehr wichtig ist, ist, dass es uns gelingt, alles, was wir tun, zu beschleunigen, um eben den Bildungsraum nicht für die zukünftige Generation erst herzustellen, sondern auch denen, die schon da sind, letztendlich bessere Lernumgebung zur Verfügung zu stellen.

00:42:34: Mario, die Fee hat meistens drei Wünsche. Zwei hat Thomas schon genommen, einer ist noch für dich übrig. Welchen hast du?

00:42:40: Ja, ich hätte da noch darüber hinausgehend den Wunsch auch, dass man sich klar darüber ist, dass dieser Schulentwicklungsprozess nicht mit einem Umbau oder so gestoppt ist, sondern dass das halt ein fortlaufender Prozess ist, weil die Welt entwickelt sich weiter und so kann Schule halt auch dann langfristig auch Inspiration werden und die Schüler halt inspiriert werden. Weil die Schüler, die wir jetzt haben, das sind die, die unsere Zukunft gestalten werden.

00:43:04: Ja, ich glaube, ein schöneres Schlusswort hätte man fast nicht geben können. Ich danke euch für die ganzen Einblicke, die ihr uns gegeben habt und ist damit klar geworden. Der Campus der Zukunft entsteht nicht über Nacht und schon gar nicht im Alleingang. Das haben wir gelernt. Es braucht viele Perspektiven, mutige Ideen und den Willen, gemeinsam neue Wege zu gehen, damit wir Lernumgebung für die schaffen, die eben unsere Zukunft braucht.

00:43:31: Danke, dass ihr bei uns zu Gast war. Ich hoffe, dass Sie, liebe Zuhörerenden, genauso viel mitgenommen haben wie ich, wenn es darum geht, Lernräume zu gestalten, die nachhaltig, digital und inklusiv sind. Wenn Ihnen beim Zuhören aber Gedanken gekommen sind, die Sie teilen möchten, melden Sie sich gern bei uns. Lassen Sie uns im Austausch bleiben, denn nur gemeinsam gestalten wir Lernräume, die wirklich Zukunft haben.

00:43:53: Alle Infos und Kontaktmöglichkeiten finden Sie wie immer in den Shownotes. Schön, dass Sie heute dabei waren. Und bis zum nächsten Mal bei Blue Waves, dem Podcast für die Bau und Immobilienwelt von Drees & Sommer.

Über diesen Podcast

Blue Waves – der Podcast für die Bau- und Immobilienwelt.

Lauschen Sie den fachlich-persönlich geführten Gesprächen mit verschiedenen Expertinnen und Experten. Angenehm praxisnah, verpackt in Geschichten und Erfahrungen.

Wir von Drees & Sommer sprechen über die faszinierende Welt der Gebäude, Infrastruktur, Industrie und Stadtentwicklung. Es ist egal, ob Sie ein Branchenkenner sind oder einfach nur neugierig auf die Welt, die uns umgibt. Für jedes Ohr ist etwas dabei!

Viel Spaß beim Hören.

von und mit Drees & Sommer

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